Auch im Schuljahr 2011/12 hat es sich die galerie! zum Ziel gesetzt, der Kunst in der Schule einen Raum zu bieten – was hier entsteht, nach außen zu bringen, und was draußen entsteht, hereinzuholen.
Am 6. September wurde eine Ausstellung mit Bildern des Hamburger Malers Heinz Rolefs eröffnet.
Ausgangspunkt seiner Arbeiten sind Stadt- und Landschaftseindrücke oder figürliche Situationen.
Heinz Rolefs gibt diese aber nicht auf naturalistische Weise wieder, sondern setzt sie abstrahierend in Kompositionen aus Farben und Formen um. Dabei geht es ihm darum, in der Aufteilung der Formen und der Nuancierung der Farbflächen die erlebte Situation subjektiv zu überarbeiten.
Auf manchen seiner Bilder ist das Dargestellte eindeutig wiederzuerkennen, andere lassen den Gegenstand nur noch erahnen, wieder andere haben sich von ihrem Vorbild ganz abgelöst und schaffen eine neue Wirklichkeit aus Farben und Formen.
Heinz Rolefs selbst vergleicht seine Bilder mit Jazzmusik. Und wer sie intensiv betrachtet, kann erahnen, wie hier – ähnlich wie bei einer Jazzimprovisation – ein Klang aus Farben entsteht. Wie das musikalische Zusammenspiel beginnt ja auch die malerische Arbeit auf der Fläche damit, dass zunächst ein Ton, eine Farbe, in den Raum gestellt wird. Dieser Auftakt stößt alles Weitere an, auf ihn gilt es zu reagieren, mit einem anderen Ton, einer anderen Farbe – es entsteht eine Harmonie, eine Spannung, vielleicht eine Dissonanz. Was auch entsteht, es erfordert eine neue Reaktion. Und mit jedem Ton, der hinzukommt, ändert sich immer das Ganze. – Die Kunst ist es, alle diese Töne zu einem Klang zu verbinden, der in sich stimmt und trägt – und der zum Ausdruck bringt, was dem eigenen Erleben entspricht.
Wie nah Malerei und Musik einander sein können, illustrierte am Eröffnungsabend auch der renommierte Jazzbassist Detlev Beier, als er in die Saiten seines Instruments griff. Es lohnte sich also, Augen und Ohren gleichermaßen offen zu halten!
Einen besonders nachhaltigen Eindruck der Ausstellung erhielten die Schüler des Wahlpflichtkurses Kunst Klasse 10, denn Heinz Rolefs hatte sich bereit erklärt, zu einem Galeriegespräch auch einmal in den Unterricht zu kommen und sich den Fragen der Schüler zu stellen.
Dem ging eine intensive Betrachtung der Bilder voraus. Was zeigen sie, wie wird mit Farben und Formen umgegangen, wie viele Nuancen einer Farbe sind zu entdecken – und welches Bild mag ich am liebsten? Fragen wie diese regten zum Hinsehen und zur Diskussion an – eine Diskussion, die zeigte, mit wie viel Interesse und Offenheit unsere Schüler immer wieder auch auf ihnen Unbekanntes reagieren.
Die Fragen der Schüler strukturierten ein Gespräch, in dem Heinz Rolefs uns viel Wissenswertes erzählte. Es wurde deutlich, mit wie viel Leidenschaft er sich seiner Kunst verschrieben hat, aber auch, dass Kunst Arbeit bedeutet, ein ständiges Ringen ist und kein leichtes Spiel. Über die Entwicklung eines eigenen Stils wurde gesprochen, darüber, wie die Idee zum Bild wird, auch die Mechanismen des Kunstmarkts wurden beleuchtet. Soviel authentisches Insiderwissen rief immer neue Fragen auf.
Und so war das Urteil am Ende der Stunde einhellig: „Sowas können wir ruhig öfter machen!“
– Gern, mit so aufgeschlossenen Schülern und einem so kompetenten Gesprächspartner!
Heidrun Kremser