Kunst

Jahr der Künste: Stille Post

Jeder kennt es, mancher liebt es: das Spiel „Stille Post“, bei dem sich ein Satz im Verlauf seines Weges von einem Mund zum nächsten Ohr zunehmend verfremdet und schließlich meist bis zur Unkenntlichkeit verformt.
Was hat das mit Kunst zu tun? – Nun, es kommt darauf an, was man daraus macht!
Für drei Schülergruppen aus Hamburg bildete die Idee der Stillen Post die Basis einer Kooperation der besonderen Art.
Ein Musikkurs Klasse 9 aus dem Gymnasium Altona (Leitung Dorothee Barth) hatte sich – dem Jahr-der Künste-Motto „Stadträume – Stadtträume“ folgend – in Hamburg auf die Suche nach Geräuschen begeben und diese zu Klangcollagen zusammengestellt. Diese – und nur diese – bekamen wir zugespielt. Kein Wort dazu, keine Erklärung – Stille Post eben.

Gesammelte Klangfetzen, Zufallsfunde, Ausschnitte aus der städtischen Geräuschkulisse – ein Hupen, Wassertropfen, das Quietschen einer U-Bahn – den Reim darauf hatten wir uns selbst zu machen.
Der WP Kurs Kunst Klasse 8 des Gymnasiums Allee (Leitung Heidrun Kremser) stand nun vor der Aufgabe, mit den Mitteln der bildenden Kunst zu reagieren. Orientiert an den fünf Musikstücken, die wir erhalten hatten, entwickelten wir fünf Ringe, an denen wir – das Element des Fragmentarischen aufgreifend – ein Sammelsurium von bildnerischen Assoziationen städtischen Alltagslebens anknüpften: In durchsichtige Kugeln hinein inszenierten die Schüler mit viel Geschick kleine plastische Szenen und Objekte – ein schaukelndes Kind, eine durch den Asphalt stoßende Pflanze, ein Schildermeer – kleine, poetische Visionen, die sich zusammen mit Alltagsobjekten zu einem Mobile verbanden. Zart wirkten diese Arbeiten, wie Seifenblasen, die jederzeit gleich einem Traum platzen können.
Die Ringe gingen, wieder ohne Erklärung, an einen DSP-Kurs der Gesamtschule Mümmelmannsberg (Leitung Dorothea Kaufmann), dessen Schüler in kleinen Theaterszenen auf unsere Arbeiten reagierten.
Natürlich musste eine gemeinsame Präsentation am Ende der Arbeit stehen, hier erst konnte sichtbar werden, wie sich die Botschaft verändert hatte. An die Stelle der stillen Post sollten nun Gespräch und Austausch treten.
Die Festivalwoche des Jahrs-der-Künste auf Kampnagel bot dafür einen angemessenen Rahmen. Hier wurden vom 21. bis 26. September 2009 die Highlights des Jahres präsentiert und Begegnungen zwischen verschiedenen Schülergruppen organisiert.
In der Großen Halle K1 – vor 100 Schülern verschiedener Schulen! – wurden nun alle Teile des Projekts zusammengefügt und das Prinzip der „Stillen Post“ in Workshops erneut belebt.

Es war ein anregender Vormittag – mit lauter tollen Hamburger Schülern. Spaß hat’s gemacht!