Kunst

Kunst Imbiss 2. Gang

Im WS 2018/19 startete das 7. Kooperationsprojekt, in dem wir die Schüler*innen des GK Kunst S1 zum KUNSTIMBISS einluden.
Einige von ihnen wussten bereits, dass es dabei nicht in erster Linie ums Essen gehen würde: Katharina Kohl und D.G. Reiß betreiben den KUNSTIMBISS seit 2005. Mit einem alten Imbisswagen rollen sie durch Stadt und Land und bringen die Kunst direkt „an den Mann und die Frau“ – frei nach dem Motto: Kunst ist auch eine Art „Lebensmittel“.

Die Arbeiten von ca. 100 Künstler*innen sind in wechselnder Zusammenstellung in ihrer Auslage zu entdecken – kleine Kunsthäppchen, die Lust machen auf mehr.
Katharina Kohl und D.G. Reiß sind mit ihrer rollenden Galerie Kunstvermittler im besten Sinne – und wer sie schon einmal an ihrem „Imbiss“ besucht hat und mit ihnen ins Gespräch gekommen ist, weiß, mit wie viel Herzblut sie ihre Sache betreiben.
Bei ihrem ersten Besuch im Unterricht stellten sie den Schüler*innen das Projekt KUNSTIMBISS vor, berichteten von ihren Erlebnissen und kamen schnell ins Gespräch über Kunst, Kunstmarkt, Ideen und Vermittlungsprozesse.

Schon beim nächsten Mal aber wurde es konkreter: Eine kleine Exkursion führte den Kurs zur Dosenfabrik in der Stresemannstraße, wo der Imbisswagen seinen Parkplatz hat, wenn er nicht unterwegs ist.
Die Auslage war reich gefüllt: Eine bunte Auswahl von Arbeiten unterschiedlichster Künstler*innen war dort präsentiert und wir hofften, dass „für jeden etwas dabei“ war.
Die Schüler*innen waren nämlich aufgefordert, die Arbeiten zu studieren und sich drei von ihnen auszusuchen, die – aus welchen Gründen auch immer – ihr Interesse weckten. In kleinen Skizzen hielten sie das Gesehene fest und notierten dazu ihre Fragen und erste Interpretationsansätze. Ein besonderer „Publikumsliebling“ war Christoph Grau mit seiner Arbeit „Lumpenpack“: Auf Badelatschen hat er das Konterfei umstrittener Politiker aufgebracht, denen er offenbar den ein oder anderen Tritt gönnt. Aber auch ganz stille Arbeiten waren dabei, wie die von Stefan Oppermann, der in einer zarten Zeichnung eine schattenhafte Gestalt darstellte, die innerhalb eines Kopfes steht, der aus lauter Löchern gebildet zu werden scheint. Eine Arbeit, die viele Deutungsspielräume eröffnete. Verschiedenste Techniken waren vertreten, neben Zeichnungen, Aquarellen und Malerei gab es auch plastische und textile Arbeiten. Rupprecht Matthies fand mit seinen Schriftzügen aus Plexiglas ebenfalls einige Freunde – mit den Worten „pommes“ und „ketchup“ hatte er dem KUNSTIMBISS Werke zur Verfügung gestellt, die offensichtlich im Wortsinn „ganz auf ihn zugeschnitten“ waren.
Die folgenden Unterrichtsstunden galten der Recherche. Katharina Kohl hatte dicke Stapel von Katalogen mitgebracht und die Schüler*innen durchforschten sie nach Hintergrundinformationen zu Künstlern und Werk.

Die Ergebnisse dieser Recherchen hielten sie in kleinen, selbstgefalteten Skizzenheftchen fest, die mit Zeichnungen, Texten und Schaubildern liebevoll gestaltet wurden – galten sie doch schließlich als Klausurersatzleistung…
Im Laufe dieser Beschäftigung kristallisierte sich bei den Schüler*innen auch heraus, welcher der drei ausgewählten Künstler*innen jeweils ihr Favorit war.
Auf die Recherche sollte nun nämlich die eigene praktische Arbeit folgen, in der die Schüler*innen eine gestalterische Antwort auf das von ihnen ausgesuchte Werk entwickeln sollten. Ansatz dazu konnte die Technik, das Bildmotiv oder das Thema sein, das dann in eine eigene Arbeit überführt werden sollte. Keine einfache Aufgabe!
Mit klarem Gespür, viel Geduld und großer Offenheit begleitete Katharina Kohl die Schüler*innen bei der Entwicklung ihrer Ideen und sie konnte aus ihrer genauen Kenntnis der Künstler*innen manch wertvolle Zusatzinformation beisteuern. Einzelne Schüler*innen nutzten darüber hinaus das Angebot, persönlich Kontakt zu „ihren“ Künstlern aufzunehmen und tauschten sich in Emails mit ihnen aus. Lilly traf sich sogar mit Christian Kintz und besuchte ihn in seinem Atelier.

Nach und nach kam die Sache in Schwung und es wurde gemalt, gezeichnet, gehämmert, geklebt und gestickt. Jede/r nutzte die Technik und das Material, das für die Umsetzung der Ideen angemessen schien.
Yannik reagierte auf die Schriftzüge Rupprecht Matthies’ mit dem aus Salzteig gebackenen Wort „Verfall“, das er in einer alten, im Garten gefundenen Mülltonne platzierte. Und zog aus Kressesamen mit viel Liebe und Genauigkeit den Schriftzug „Wachstum“. Toll!
Nova vertiefte sich in die Technik der Kohlezeichnung und stellte den stimmungsvoll düsteren Zeichnungen verlassener Orte von Peter Boué die ebenso düstere Darstellung eines leeren U-Bahn-Schachts entgegen.
Die Verkehrung von Leichtigkeit und Schwere, die Laura Sünner mit ihrer Hantel aus Filz vorgenommen hatte, inspirierte Sebastian zur Anfertigung eines Luftballons aus Gips, während Jannek einen Hammer aus Styropor sorgfältig mit Federn bestückte.
Die feinsinnige Stickarbeit von Ragna, mit der sie auf die Arbeiten von Monica Bohlmann Bezug nahm, wurde zum Motiv der Karte, mit der die Schüler*innen unter dem Titel „KUNSTIMBISS – ZWEITER GANG“ zum Besuch ihrer Ausstellung in die GAlerie! einluden.
Hier wurden die Arbeiten der KUNSTIMBISS“-Künstler*innen in direktem Bezug zu den Arbeiten der Schüler*innen präsentiert. Und nur ein feiner Unterstrich auf den beigefügten Namenschildern gab einen Hinweis, wer hier der „richtige“ Künstler war. Diesen kleinen Spaß wollten wir uns schon gönnen, denn nicht immer war das auf den ersten Blick zu erkennen.

So gab es Anlässe genug für das Publikum, bei der Ausstellungseröffnung mit den Gestalter*innen ins Gespräch zu kommen. Und auch einige der KUNSTIMBISS-Künstler*innen waren ihrer Neugier gefolgt und mischten sich unter die Gäste.
Die Peer-to-Peer-Begegnung fand dann auf dem Fest der Künste statt, bei dem die Schüler*innen des Grundkurses ihre Arbeiten den Schüler*innen aus der Mittelstufe erläuterten. Hier standen sie Rede und Antwort – und dass es im KUNSTIMBISS keine Currywurst zu kaufen gibt, das wissen nun alle.