Filmvorführung zum Holocaust-Gedenken: "Shoah"

Autorität und Gehorsam – ausführlich und genau haben wir uns damit im Deutschunterricht des Abitur-Jahrgangs beschäftigt: In den Kindern in Michael Hanekes Spielfilm „Das weiße Band“ von 2009, die am Vorabend des Ersten Weltkriegs ihre Gewalterfahrungen an die Schwächsten weitergeben, haben wir die Nazis von morgen gesehen; gelesen haben wir die unerbittlichen Worte, die Heinrich Mann hundert Jahre vorher einer nationalistischen Figur in „Der Untertan“ (1914) in den Mund legt: „Man soll immer wissen, wen man vor sich hat. Jedem das seine.“  – „Jedem das seine“: die spätere Losung über dem Eingangstor des Konzentrationslagers Buchenwald.

Die Ermordung der europäischen Jüdinnen und Juden bildet den unausgesprochenen Endpunkt unseres Deutschsemesters. Und: Der Holocaust weist mitten in unsere Gegenwart, in der rechte Organisationen erneut über eine Ghettoisierung von Jüdinnen und Juden und von Menschen mit Migrationsgeschichte fabulieren. Um daran zu erinnern, wohin autoritäre Strukturen führen können, haben wir den Dokumentarfilm „Shoah“ von Claude Lanzmanns gesehen – über die volle Dauer von neuneinhalb Stunden, in einem offenen Format, in dem alle kommen, gehen und Pausen einlegen konnten, wann sie wollten oder mussten. Denn die Annäherung des Films an das, wofür es keine Zeugen gibt, an den Moment des systematisch organisierten Todes, ist oftmals kaum zu ertragen. Und trotzdem hat eine kleine Zahl Schüler*innen und Lehrkräfte bis nachts, bis zum Ende des Films durchgehalten.

Danke an alle, die da waren, und alle, die diese Verantaltung möglich gemacht haben!

(Stephan Ditschke)